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«Am Anfang war viel Wut»

Jens Mühlhoff, Kilian Kuhlendahl und Fabiana Fragale im Gespräch mit Anne Backhaus

Bei einem Polizeieinsatz im Hambacher Forst kam der Filmstudent Steffen Meyn ums Leben. Aus seinen Aufnahmen entstand ein beeindruckender Dokumentarfilm.

Vor allem Eichen und Hainbuchen bestimmen die Kulisse. In ihren Kronen sitzen die Baumhäuser, als wären sie Misteln. An ihren Wurzeln wird seit Jahrzehnten gecampt, gestritten und gekämpft. Der Hambacher Forst, auch «Hambi» genannt, liegt in Nordrhein-Westfalen, zwischen Köln und Aachen. 1978 begann dort der erste Bagger von RWE, einem der größten Energiekonzerne Europas, mit dem Braunkohleabbau. Der Wald wurde nach und nach gerodet, schrumpfte von mehreren tausend auf wenige hundert Hektar. Der Protest wuchs.

Der besetzte Hambi ist in Deutschland zum Symbol für den Widerstand gegen die Braunkohleindustrie geworden und für die Gefahr, die damit einhergeht. Immer wieder kommt es im Wald zu teils brutalen Auseinandersetzungen zwischen Aktivistinnen und Aktivisten, RWE und der Polizei. Eine dreiwöchige Räumungsaktion im September 2018, bei der die Baumhäuser und Zelte der Waldbesetzer abgerissen wurden, gilt als der größte Polizeieinsatz der Landesgeschichte. Es ist auch einer der umstrittensten.

Eine Woche nach Beginn des Einsatzes kommt dann ein Mensch ums Leben: Steffen Meyn, ein 27-jähriger Student, der die Räumung des Waldes filmt, bricht auf einer Hängebrücke ein, stürzt gut zwölf Meter zu Boden. Sein Tod löst landesweite Diskussionen über die Risiken von Protestaktionen und die Verhältnismäßigkeit von Polizeieinsätzen aus. Das Verwaltungsgericht Köln urteilt knapp drei Jahre später: Die Räumung war rechtswidrig.

Einen Monat nach dem tödlichen Unfall fordern Meyns Eltern die Speicherkarten ihres Sohnes von der Polizei zurück. Sie geben das Filmmaterial an Fabiana Fragale, Kilian Kuhlendahl und Jens Mühlhoff weiter. Die drei sind enge Freunde von Steffen Meyn. Sie studierten mit ihm an der Kunsthochschule für Medien Köln und arbeiten sich nach dem Tod des Freundes durch seine Aufnahmen. Ihr Dokumentarfilm «Vergiss Meyn nicht» kommt nun ins Kino – und ermöglicht einen ungewöhnlich persönlichen Blick auf den Braunkohle-Widerstand.

 

Ein junger Mann mit Dreitagebart, Brille und Helmkamera nimmt ein Selfie von sich in einem Baumhaus auf.
Selbstporträt auf einem Baumhaus: Steffen Meyn trägt die Helmkamera, die ihn im Hambi meist begleitet hat. Filmstill aus «Vergiss Meyn nicht»

 

Denn er ist aus dem Material geschnitten, das Meyn über viele Monate alleine im Hambi gefilmt hat. Meist mit einer 360-Grad-Kamera auf seinem Kopf. Es sind eindringliche und teilweise bedrückende Bilder. Das Regieteam hat zudem eigene Gespräche mit diversen Aktivistinnen und Aktivisten geführt, die dort im Wald gelebt haben und die Meyn kannten. So ist ein einzigartiger Dokumentarfilm entstanden, der durch die Aufnahmen der Körperkamera von Steffen Meyn unglaublich subjektiv ist – und zugleich durch die Sichtweisen und differenzierten Gedanken der Aktivistinnen und Aktivisten eine ganz eigene politische und gesellschaftliche Dimension erhält.

Zum Videogespräch mit dem Energiewende-Magazin haben sich Fragale, 28, Kuhlendahl, 30, und Mühlhoff, 32, nebeneinander auf ein rotes Sofa gequetscht. Es steht in Kuhlendahls Wohngemeinschaft. Die drei leben nicht weit voneinander entfernt und treffen sich jede Woche. Nun, da sie mit dem Film fertig sind, wieder einfach nur als Freunde. Mal abgesehen vom Interview zum Kinostart.

 

Der Titel eures Films «Vergiss Meyn nicht» ist ein Wortspiel mit dem Namen eures verstorbenen Freundes Steffen Meyn. Was ist das Schlimme am Vergessen?

Kuhlendahl: Wenn eine Bewegung die Erfahrungen, die Lehren vergisst, die gemacht wurden, dann muss jede Generation dieselben Fehler neu machen. Das ist ein Problem.

Fragale: Persönlich hat uns beschäftigt, dass Steffens Tod ein öffentlicher Tod war. Alle haben darüber gesprochen, waren sehr laut. Sowohl die Politik als auch die Medien und die Aktivist:innen, alle haben versucht, eine Art Deutungshoheit über den Tod unseres Freundes an sich zu reißen. Wir wollten etwas sagen, aber nicht schreien, uns Zeit nehmen. So ist dieser Film entstanden, der hochpolitisch, aber noch lange kein Aktivismus ist.

Wo ist da für euch die Grenze?

Fragale: Ein Film kann nicht unpolitisch sein. Der ist immer eingebettet in eine Zeit, in eine Perspektive, aus der erzählt wird. Geschichten zu erzählen hat zudem den Vorteil, Leute emotional zu erreichen, ihnen etwas nahezubringen und sie mit auf eine Reise zu nehmen. Und am Ende des Films ist da irgendwas, was sie vielleicht auf eine andere Art berührt. Das hat eine andere Qualität, als beispielsweise auf einer Demo Flyer zu verteilen. Und beides ist wichtig.

Mühlhoff: Unser Anspruch war, einen Film zu schaffen, der einerseits für Aktivist:innen in der Hambi-Protestbewegung ein Zeugnis ist oder eine Gesprächsgrundlage bietet und andererseits für unpolitisierte Menschen einen Zugang schafft. Wir wollen möglichst viele Leute mit dieser Geschichte erreichen.

Was war Steffen Meyn wichtig am Protest im Hambacher Forst? Warum ist er immer wieder hingefahren, hat gefilmt?

Mühlhoff: Wie die Menschen dort miteinander umgehen und zusammenleben, das hat ihn nicht losgelassen. Diese Utopie: Wir können eine andere, sozialere Gesellschaft sein. Wie leben Menschen, die beschlossen haben, dass es keinen Besitz, aber Protest braucht, gemeinsam auf einem Baumhaus? Teil davon zu sein, mit all dem, was es auch an Einschnitten bedeutet – das war die größte Faszination für Steffen.

Fragale: Er war unglaublich begeistert davon. Voll die Entdeckung, eine neue Welt. Manchmal hat er Interviews gedreht mit Leuten, die von Schwierigkeiten beim Zusammenleben im Wald erzählen. Und er hat diesen Personen gar nicht richtig zugehört, nur begeistert geantwortet: «Das schafft ihr schon! Ihr macht das alles toll.»

 

Drei junge Erwachsene sitzen entspannt an einem Tisch im Freien und blicken ernsthaft in die Kamera.
Jens Mühlhoff, Fabiana Fragale und Kilian Kuhlendahl waren enge Freunde von Steffen Meyn. Seine Eltern überließen ihnen das Filmmaterial aus dem Wald. Foto: Annette Etges

 

Ihr alle habt einen Freund verloren, danach Stunden um Stunden seines Filmmaterials durchgesehen. Das muss furchtbar aufwühlend gewesen sein.

Kuhlendahl: Wir haben einen Monat nach dem Unfall mit dem Sichten angefangen. Heute würde ich unseren «Vergangenheit-Selbsts» empfehlen, sich erst mal ein paar Monate für die reine Trauerarbeit zu nehmen.

Fragale: Am Anfang war viel Wut. Je mehr wir uns mit Steffens Aufnahmen beschäftigt haben und je mehr Menschen wir kennengelernt haben, die mit Steffen zusammen im Wald waren, desto mehr konnten wir uns auch theoretisch auf das Thema einlassen. Der Prozess war aber ein komplettes Durchkämpfen.

Wie seid ihr vorgegangen?

Fragale: Wir haben das Material größtenteils zusammen gesichtet und sortiert. An Wochenenden, wo wir uns irgendwo in der Eifel in einer Hütte eingeschlossen und stundenlang geguckt haben. Wir waren oft traurig und hatten auch noch keinen Plan. Wir wussten nicht mal, welche Leute zu sehen sind. Viele waren vermummt und benutzten Decknamen.

Kuhlendahl: Es ist schon erstaunlich, wie viele von ihnen wir dann später gefunden haben. Das tat total gut, denn das waren Menschen, mit denen Steffen viel zu tun hatte. Die hatten auch jemanden verloren, unseren und ihren Freund.

Wie habt ihr es geschafft, dass sich so viele Aktivistinnen und Aktivisten vor der Kamera äußern?

Kuhlendahl: Wir dachten erst, dass wir vermutlich nur Audiointerviews machen können. Aber erstaunlicherweise wollten dann doch viele ihre Gesichter zeigen. Bis auf eine Person, die vermummt ist. Was ich aber auch sehr schön finde, dass wir das im Film haben. Es ist ja Teil der Lebensrealität im Aktivismus.

Fragale: Es hat viele Gespräche gebraucht, um diese Auswahl an Menschen im Film zu haben. Im Jahr nach Steffens Tod waren wir auch mal mit der Kamera im Wald, da war eine ganz andere Stimmung. Da waren nach der Räumung keine Kameras erwünscht. Niemandem von außen wurde getraut. 

 

 Eine Helmkamera fängt ein über einen Abgrund gespanntes Seil ein – im Anschnitt ist der Träger der Kamera zu sehen.
Viele Aufnahmen von Steffen Meyn berühren durch ihre Subjektivität. Die Helmkamera erlaubt einen gefühlt persönlichen Blick – fast wie mit seinen Augen. Filmstill aus «Vergiss Meyn nicht»

 

Wurdet ihr rausgeworfen?

Mühlhoff: Wir wurden gebeten, die Kamera auszumachen.

Fragale: Wir hatten eine Bürgin dabei. Denn je nachdem, mit wem du den Wald betrittst, hast du mehr Chancen, mit der Kamera zu bleiben. Viele haben Angst vor dem Verfassungsschutz und vor V-Leuten. Aus Erfahrung, das ist nicht übervorsichtig. Nach der Räumung ist außerdem ein Medienmisstrauen in den Wald eingezogen.

In eurem Film sagen einige, dass sie sich sicherer fühlen, wenn bei Aktionen eine Kamera dabei ist. Sie wird als Waffe bezeichnet, die Gewalt vonseiten der Polizei begrenze. Warum entwickelte sich Misstrauen gegen Kameras?

Kuhlendahl: Eine Person, die wir interviewt haben, meinte, wir wären untypisch, weil wir uns für sie interessieren. Sonst lief es wohl eher so ab, dass da jemand kam und sagte: «Hier, stell dich fürs Interview da hin. Lass uns irgendwas anzünden, das sieht dramatischer aus. Und jetzt sag mal was Radikales.» Ich glaube, das ist die Erfahrung, die viele Menschen im Wald gemacht haben, wenn die Kameras kamen.

Mühlhoff: Medienarbeit sah so aus, dass sie die Parole, die sie unter die Leute bringen wollten, zehnmal in verschiedener Form gesagt haben. Damit bloß nichts irgendwie anders geschnitten werden könnte. Da ging es nicht um Verständnis. Der Druck von den Medien auf die Leute im Wald, der war enorm. Alle wollten mit irgendetwas besonders Skurrilem oder Krassem den Hambi verlassen.

Fragale: Die wenigen Leute, die Medienarbeit gemacht haben, waren dann immer die gleichen drei Köpfe. Wir wollten im Film eine diverse und heterogene Gruppe zeigen. Menschen, die wirklich verschiedene Leute im Wald repräsentieren können. Das ist ja nicht nur eine Szene da, da sind viele einzelne Gruppen mit eigenen Ansichten. Da leben immer wieder neue Individuen.

Die Stärke von Steffens Filmmaterial ist die Kamera auf seinem Kopf. Die Nähe, die so zu ihm und zu den Menschen, die er trifft, entsteht. Habt ihr euren Freund beim Sichten neu kennengelernt?

Kuhlendahl: Ich würde nicht sagen, dass wir etwas in dem Material gesehen haben, was uns gewundert hat. Natürlich war er im Wald ein bisschen anders als mit uns. Er war eigentlich ein toller Gastgeber, ein superlustiger Gesellschaftsmensch. Und im Wald war er immer sehr vorsichtig.

Fragale: Mir ging es schon so, dass ich beim Sichten alles von Steffen aufgesaugt und versucht habe, jeden Moment unabhängig von meinem Wissen um diesen Menschen zu verstehen. Im Wald war er vom Material her ein Einzelgänger, auch weil diese Kamera ihn etwas einsam gemacht hat. Aber die Aktivist:innen haben uns viele Anekdoten von Steffen erzählt, wie lustig er abends am Lagerfeuer war. Nur da lief die Kamera natürlich nicht, weil die Leute viel vorsichtiger waren, wenn er sie aufhatte. Der Blick durch eine Kamera ist nie die komplette Realität.

 

Dieselben drei Personen sitzen auf einem Baumstamm, der flach vor einer mit Wein und Efeu bewachsenen Wand liegt.
Das Regieteam hat den Dokumentarfilm gemeinsam realisiert. Eine sehr belastende Aufgabe, die ihre Freundschaft aber letztendlich gestärkt hat. Foto: Annette Etges

 

Hat sich über die Arbeit an dem Film euer Verständnis von Aktivismus geändert?

Mühlhoff: Der Hambi steht ja noch immer. Also egal, wer da reingeschlagen hat und wie fest da jemand reingeschlagen hat, es gab immer Leute, die sind wieder aufgestanden. Das ist eine unglaubliche Stärke, die mir vorher so nicht klar war. Sie liegt in diesem Unorganisierten, das ich früher als negativ empfunden und unterschätzt habe. Da ist eben nicht eine Organisation, ein:e Sprecher:in, eine Strömung. Es sind viele. Das hat dem Wald und den Leuten viel gegeben.

Im Film geht es auch um die Gewalt, die Menschen im Zuge des Protests erlebt haben. War euch das Thema besonders wichtig oder ließ es sich gar nicht vermeiden?

Fragale: Beides. Wir haben selbst erlebt, wie schnell Situationen eskalieren können. Wie gewaltvoll manche Polizist:innen mit Aktivist:innen umgehen. Während der Räumung waren zum Beispiel alle Leute konstant überfordert. Die Polizei auch. Die sind durch den Wald gestapft, wussten überhaupt nicht, wo sie sind, und hatten Angst. Alle waren übermüdet, hatten nicht genug gegessen, getrunken und geträumt. Und dann kam irgendwer und war sauer, und bald haben die um sich geschlagen. Das wollte ich schon gerne in diesem Film zeigen.

Mühlhoff: Gleichzeitig ist es natürlich problematisch, Aktivismus immer auf dieses Gewaltding zu reduzieren. Es gibt aber einen Moment, wo Steffen sich selbst aufnimmt und wirklich grübelt. Wann ist der Einsatz von Gewalt sinnvoll? Welche Grenzen gibt es? Das ist total interessant. Das war dann unser Ansatz. Die subtile Gewalt, die da auf beiden Seiten herrscht, auch so zu beleuchten. Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass Menschen, die sonst nicht so viel mit der Polizei zu tun haben, das verstehen. Dass sie sehen, wie Polizeiarbeit auch in Deutschland gewalttätig sein kann. Dass friedliche Leute, die in einem Wald leben, davon traumatisiert werden und noch heute unter Angstzuständen leiden.

Kuhlendahl: Die meisten Menschen haben gar keine Vorstellung davon, wie es ist, gegen die Polizei zu stehen. Wenn die Polizei eine Person in der Hand hat, dann haben die alle die totale Kontrolle, und die Person erlebt die totale Ohnmacht. Wir haben im Kopf, dass wir im Notfall die Polizei rufen können. Doch wenn die Polizei selbst der Notfall ist, kann man halt niemanden anrufen. Dann ist das eine Erfahrung, die Menschen auch zu Haltungen bringen kann, die für andere extrem sind.

Fragale: Ein Aktivist bei uns im Film sagt: «Wir können gar nicht gewaltfrei sein in dieser gewaltvollen Gesellschaft.» Das ist noch eins weitergedacht. Diese Art, wie wir zusammenleben, ist gewaltvoll. Was wir Konzernen durchgehen lassen, die mit der Zerstörung der Natur Geld schöpfen. Die mit Gewalt gegen Bäume und Tiere und unseren Lebensraum vorgehen.

Herr Kuhlendahl, Sie warteten mit neuen Speicherkarten auf Steffen Meyn, als er von der Hängebrücke gestürzt ist. Haben Sie das gesehen?

Kuhlendahl: Ja. Das war eine traumatisierende Erfahrung. Darüber möchte ich hier nur begrenzt reden.

Am Anfang des Films blicken wir in den Himmel und die Baumkronen. Meyns Kamera liegt am Boden. Es ist still, das Bild nur wenige Sekunden nach seinem Sturz aufgenommen. Warum habt ihr euch für diesen Moment als Einstieg entschieden?

Fragale: Diese komplette Stille und dieses Angehaltene. Das war für uns einfach der Anfang. Jetzt wird uns etwas entrissen. Wir können nichts mehr tun. Es ging uns um diese Ohnmacht, die mit dem Tod einhergeht.

 

Die Helmkamera liegt auf dem Boden und fängt mehrere Polizisten ein – einer scheint nach ihr zu greifen.
Die Kamera von Meyn liegt kurz nach seinem tödlichen Sturz am Waldboden. Die Polizei wird sie vorerst in Gewahrsam nehmen. Filmstill aus «Vergiss Meyn nicht»

 

Kuhlendahl: Dieser Clip ist in echt viel länger. Da gibt es einen Moment, der nicht im Film ist, wo Polizisten über einen Kollegen reden, der ebenfalls beim Sturz dabei war. «Er hat das gesehen. Der kann aber nicht mehr vernommen werden, der ist jetzt krank.» Der Mann wurde fürsorglich behandelt. Das ist gut, aber viele andere wurden vergessen. Da waren Menschen oben im Baumhaus, da waren Menschen unten am Baum. Da war auch ich. Psychologische Betreuung war aber nicht so in den Köpfen der entscheidenden Polizist:innen. Oder nicht so sehr wie der Anspruch, unbedingt die Kontrolle zu behalten.

Ihr stellt wichtige Fragen im Film: Wie weit darf Aktivismus gehen? Lohnt sich das alles? Jetzt also die Frage an euch: Was meint ihr, tut es das?

Mühlhoff: Ich frage mich vor allem: Wie können wir als Gesellschaft zulassen, dass Leute so etwas machen müssen? Ihr Leben, ihren Körper für uns alle einsetzen. Für die Gesellschaft lohnt es sich auf jeden Fall, aber für die Individuen vermutlich nicht. Weil es letztlich bedeutet, dass sie traumatisiert und verletzt werden können.

Fragale: Leute kommen nach dem Kino zu uns und sagen: «Krass, das hat meinen Blick auf Aktivismus verändert.» Oder: «Hey, das hat mir sehr geholfen. Ich habe etwas Ähnliches erlebt und noch gar nicht richtig verarbeitet.» Vielen verschiedenen Arten von Menschen gibt dieser Film irgendwas. Und das zu hören, das ist megaschön. Aber ich würde den Erfolg sofort eintauschen. Ich will lieber meinen Freund zurück.

 

Ein Filmplakat: Der Titel „Vergiss Meyn nicht“ prangt in Großbuchstaben über einer Person, die sich gerade abseilt.
«VERGISS MEYN NICHT»

Dokumentarfilm von Fabiana Fragale, Kilian Kuhlendahl und Jens Mühlhoff, Deutschland 2023, 102 Minuten, Verleih: W-Film Distribution

Ab 21. September 2023 im Kino

Weitere Information zum Film, zu Kinoterminen und Pressestimmen finden Sie auf der Website von W-Film.

31. August 2023 | Energiewende-Magazin