Von Anfang an gehörte es zum Selbstverständnis der EWS, im Sinne echter Gemeinschaftlichkeit auch andere Menschen bei der Umsetzung der Energiewende zu unterstützen.
Aufpreismodell Watt-Ihr-Volt
Wie mit vielen Dingen waren die EWS deshalb auch mit der gezielten Förderung ihrer Mitstreiter:innen früh dran. Das junge Unternehmen begann damit bereits einige Zeit vor der Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) 2001, denn 1998, kurz vor der Liberalisierung des Strommarktes, wurden die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Einspeisung von Strom aus PV-Anlagen deutlich verschlechtert.
Zeit zu handeln, befand die damalige Geschäftsführerin der EWS, Ursula Sladek. Man ersann mit dem Watt-Ihr-Volt-Programm ein Aufpreismodell zur Förderung von PV-Anlagen der EWS-Kund:innen. Bundesweit konnten Unterstützungswillige auf ihren eigenen Stromverbrauch einen Aufpreis von knapp 10 Pfennig pro Kilowattstunde an die EWS zahlen. Mit dem so eingenommenen Geld wurden dann «Rebellenkraftwerke» – das waren PV-Anlagen von EWS-Kund:innen – mit einem Aufschlag auf die damals sehr geringe Einspeisevergütung gefördert. «Das war ein schlauer Schachzug, denn wir hatten ja noch nicht die Möglichkeit, Kund:innen bundesweit mit Ökostrom zu versorgen», erinnert sich Vorstandsmitglied Sebastian Sladek.
Was macht einen echten Ökostromversorger aus?
1999 änderte sich mit der Liberalisierung des Strommarktes und dem damit verbundenen Start des bundesweiten Ökostromvertriebs die Lage. «Wir diskutierten damals mit Umweltverbänden und Organisationen wie dem BUND und dem Öko-Institut, was einen echten Ökostromversorger ausmacht – und ein Förderprogramm gehörte nach Meinung aller auf jeden Fall dazu», so Sladek. Das war der Beginn des «EWS-Sonnenpfennigs», später «Sonnencent», als Bestandteil des EWS-Ökostromtarifs. Die ersten Jahre wurden ausschließlich Dach-PV-Anlagen von Kund:innen gefördert. 2009 kam die Förderung des Austauschs alter, ineffizienter Heizungspumpen dazu, denn mit einer modernen Pumpe lässt sich in der Wärmeversorgung sehr viel Energie einsparen. Energieeffizienz lag den EWS schon seit den Zeiten der Bürgerinitiative sehr am Herzen. Nach Tschernobyl trug sie der Gedanke, den Atomstrom einfach «wegzusparen».
Anpassung des Förderkonzeptes 2015
Die erste größere Änderung wurde 2015 am Förderprogramm vorgenommen. Die Kundenzahl war mit den Jahren sehr stark angestiegen und ein «Sonnencent»-Überschuss war entstanden. Es war mehr Geld da, als man in die Förderung von PV-Anlagen hätte stecken können. Deshalb wurde ein neues Konzept entwickelt, das zusätzlich zur Anlagenförderung auch die Förderung von Projekten und Kampagnen vorsah. Unter anderem war die Förderung von Energieeffizienzprojekten, Bürgerenergieprojekten, energiepolitischen Kampagnen und im Sinne der Dezentralität auch von regionalen Aktivitäten vorgesehen. Das Preisgeld für den Schönauer Stromrebellen kam ebenfalls aus dem Fördertopf. Einige verbundene Organisationen wie .ausgestrahlt und der BUND erhielten jährliche Dauerförderungen. Als Teil der Ökostromzertifizierung überprüft der TÜV übrigens bis heute jedes Jahr auch das Förderprogramm, um sicherzustellen, dass die «Sonnencents» tatsächlich zur Förderung von Klimaschutz und Energiewende ausgegeben werden.
Seitdem haben die EWS viele spannende und wegweisende Projekte und inspirierende Vereine und Organisationen, die zur Energiewende beitragen, gefördert. Darunter zum Beispiel den LastenVelo Freiburg e.V., der Lastenfahrräder zum Verleih zur Verfügung stellt. Der Verein ist eine der ersten Initiativen in Deutschland, die die alternative Mobilität vorangebracht hat. «Die EWS sind für LastenVelo Freiburg ein Förderer der ersten Stunde. Dass die Menschen der EWS ihre Werte in unserer Idee wiederfinden, und den Verleih wiederholt finanziell unterstützen, ist für mich und meine Mitstreiter:innen eine der größten Bestätigungen, die wir in all den Jahren erfahren durften und gleichzeitig enorme Wertschätzung für unsere ehrenamtliche Arbeit», sagt Robert Schneider, der erste Vorsitzende des LastenVelo Freiburg e.V.
«Dass die Menschen der EWS ihre Werte in unserer Idee wiederfinden und den Verleih wiederholt finanziell unterstützen, ist für uns eine der größten Bestätigungen!»

Ein weiteres großes Förderprojekt, in dem sich die EWS vielfach engagiert haben, ist die Hofgemeinschaft Heggelbach, die mit mehreren Familien in der Nähe des Bodensees einen großen Hof betreibt und ihren Betrieb auch dafür nutzt, klimafreundliche Technologien und innovative erneuerbare Energienutzung zu erproben. Die EWS waren hier zum einen an einem Agri-PV-Projekt beteiligt. Über das Förderprogramm wurden zwischen 2015 und 2017 zudem zwei Ladesäulen und eine große Batterie gefördert. Mit dieser erprobte man im Rahmen des EWS-Modellprojektes für intelligente Bürgerenergie die Steuerung und Nutzung von Flexibilitäten für ein erneuerbares Energiesystem. «Die EWS waren immer für Neues offen. Dieses Vertrauen und die unkomplizierte Förderung haben uns Mut gemacht und wirklich vorangebracht, denn wir konnten uns trauen, Dinge auszuprobieren, die sonst nicht möglich gewesen wären», so Thorsten Krug von der Hofgemeinschaft.
Gleichzeitig wurden auch viele Klimaschutzinitiativen weltweit unterstützt, zum Beispiel ein Projekt zur solarbasierten Wasserversorgung in Malawi, die selbstorganisierte Wartung und Reparatur von alten Windanlagen in Belarus oder die Installation einer PV-Anlage auf einem Krankenhaus in der Ukraine, um im Krieg die Stromversorgung zu stabilisieren. Dies sind nur wenige Beispiele. Einblicke in die Vielfalt der Projekte gibt der EWS Sonnencent-Report.
2015 haben die EWS auch damit begonnen, einen jährlichen Förderbericht zu veröffentlichen. «Wir wollten nicht nur fördern, sondern die Ergebnisse auch in die Welt tragen. Über die Projekte ließen und lassen sich sehr schöne Geschichten erzählen. Wir hoffen, dass wir damit noch mehr Menschen dazu bewegen, für Klimaschutz und Energiewende aktiv zu werden», so Sebastian Sladek.
«Die EWS waren immer für Neues offen. Dieses Vertrauen und die unkomplizierte Förderung haben uns Mut gemacht und wirklich vorangebracht.»
Aktuelle Neuausrichtung
Heute ist die Welt eine andere. Erneut stellt sich die Frage, wie die EWS das Geld, das die Kund:innen über den «Sonnencent» zur Verfügung stellen, wirksam und angemessen für die Bewältigung der riesigen Herausforderung, der wir uns gegenübersehen, einsetzen können. Die Klimakrise wird immer sichtbarer und gleichzeitig befinden wir uns in einer globalen Krise mit tiefer gesellschaftlicher Spaltung und schrecklichen Kriegen, in der die Klimakrise in den Hintergrund gerät.
Zu Beginn hat sich das Förderprogramm klar auf den Ausbau der Erneuerbaren Energien konzentriert. «Dächer vollpacken!» war die Devise. Die EWS wollten möglichst vielen Menschen diese damals noch sehr teuren PV-Anlagen ermöglichen. Das war zu seiner Zeit sinnvoll.
Heute muss es stärker darum gehen, alle Menschen auf diesem notwendigen Weg der Transformation mitzunehmen. Deshalb wird sich das Förderprogramm nun sehr viel stärker auf die sozialen und gemeinschaftlichen Aspekte der Energiewende ausrichten. Die genauen Beweggründe und Änderungen erklärt Christian Scharnberg, der Leiter des EWS-Förderprogramms «Sonnencent», im Interview.
Titelfoto: David Plappert