Klimaschutz

Auf der COP28 versuchten fast 200 Länder, eine Abschlusserklärung zum Ausstieg aus fossilen Energien zu verabschieden. Das ist nicht gelungen.

Konferenz mit leeren Händen

Text/Foto: Vladimir Slivyak (Ecodefense), aus Dubai

Statt einem Ausstieg aus fossiler Energie wurde in der COP28-Abschlusserklärung etwas geboren, das sich «Übergang weg von fossilen Brennstoffen» nennt. Und niemand weiß genau, was damit gemeint ist: wie das ablaufen soll, wie lange es dauert und vor allem, wer das bezahlen wird. Auch ist es keine gute Nachricht, dass die sogenannte CO2-Abscheidung und –Lagerung (CCS) sowie die Atomenergie zu den förderfähigen Technologien gehören. 

Diese werden im COP28-Abschlusstext bezüglich der Dekarbonisierung genannt. Das ist schlecht: Zum einen führt beides zu Ineffizienzen und einem langsameren Ausstieg aus fossilen Energien. Und zum anderen zur Abzweigung großer Mengen an Finanzmitteln, die für Lösungen verwendet werden könnten, die tatsächlich funktionieren, vor allem für Erneuerbare Energien.

Das Boot der Klimakiller

Die CO2-Abscheidung und –Lagerung ist ein Produkt der Lobbyarbeit der Industrie für fossile Brennstoffe, die diese so lange und so viel wie möglich weiter verbrennen will. Auch die Atomindustrie hat gute Lobbyarbeit geleistet. Und was ist das Ergebnis?

Konzerne aller Nationen aus dem teuren und gefährlichen konventionellen Energiesektor profitieren. Wie könnte es anders sein, nachdem der Chef des größten Ölkonzerns der Vereinigten Arabischen Emirate zum Vorsitzenden der COP28 ernannt wurde?

Übrigens gibt es keine Konkurrenz zwischen fossilen und atomaren Energiekonzernen, sie sitzen hier im selben Boot - dem Boot der Klimakiller! Das ist schlecht: sowohl für die Menschenrechte als auch die indigenen Gemeinschaften. Denn es wird noch mehr Projekte für fossile Brennstoffe geben. Das bedeutet zugleich, dass die Rechte der lokalen indigenen Gemeinschaften, in deren Heimat die fossilen Brennstoffe abgebaut werden, noch mehr verletzt werden. (siehe auch unsere Weihnachtsaktion zum Schutz des Amazonasgebietes)

Erneuerbare Energien erhalten Aufschwung

Es gibt jedoch auch eine gute Nachricht: Der Sektor der Erneuerbaren Energien hat massive internationale Unterstützung erhalten - rund 120 Länder verpflichteten sich, den Anteil der Erneuerbaren Energien bis 2030 zu verdreifachen, was großartig ist.

Um jedoch das Klima zu retten, muss man den Erneuerbaren Vorrang vor den konventionellen Energieträgern einräumen. Und das ist leider nicht geschehen!

Der Vorsitz der Vereinigten Arabischen Emirate und die Tausenden von Lobbyisten der konventionellen Energien, die zur COP28 gekommen sind, haben dafür gesorgt, dass alle Energiesektoren sozusagen auf gleicher Augenhöhe stehen. Für das schmutzige Geschäft ist die Aufrechterhaltung des Status quo ein Sieg. Für das Klima ist es eher eine Niederlage.

«Loss and Damage Fund» noch unzureichend

Gleich zu Beginn der Klimakonferenz in Dubai wurde bekanntgegeben, dass der «Loss and Damage Fund» nach jahrelangen Verhandlungen in der UNO endlich seine Arbeit aufnimmt. Über ihn können arme Entwicklungsländer von den reichen Ländern Entschädigungen für die Auswirkungen des Klimawandels erhalten. Diese Mittel sollen für die Bewältigung der katastrophalen Folgen des Klimawandels (Wirbelstürme, Überschwemmungen, Dürren usw.) verwendet werden. Das Geld in diesem Fonds ist noch unzureichend - etwa 700 Millionen Dollar. Der Bedarf wird aber auf mehr als 300 Milliarden Dollar geschätzt.

Wird es möglich sein, diesen Betrag aufzubringen? Ich will damit nicht sagen, dass in Dubai nichts sinnvolles vereinbart wurde. Aber die Hoffnung, dass eine klare Aussage zur Beendigung der Nutzung fossiler Energien mit einer konkreten Frist verabschiedet wird, erfüllte sich nicht. Eine Reihe von Nichtregierungsorganisationen ist dennoch der Meinung, dass die Formulierung zum «Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen» im COP28-Abschlusstext das richtige Signal ist. Vielleicht ist es das ja auch, aber die Klimakatastrophe rückt näher und die Schritte der internationalen Gemeinschaft sollten viel umfassender sein.

Na klar haben alle Angst, sich bei der breiten Gangart die Hose zu zerreißen. Erst wenn das zu heiße Klima uns an den Rand des Überlebens bringt, brauchen wir vielleicht keine Hosen mehr.

Hier alle weiteren COP28-Berichte von Vladimir Slivyak:

 


Bildnachweise: 
 

 

Gruppe indigener Frauen

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