Drei Menschen stehen auf einem Baugerüst
Sonnencent

Das EWS Förderprogramm Sonnencent fördert künftig Gemeinschaftsanlagen – wie so etwas aussehen kann, zeigt ein Hausprojekt in Augsburg.

Sonnenstrom fürs Pa*radieschen

Missstände, derer es ja bekanntlich viele gibt, verschwinden nicht von allein. Und alleine behebt man sie auch nicht so gut. Die EWS sind entstanden aus einer Initiative von Menschen, die sich zusammengeschlossen haben, um die Energieversorgung ihres Orts zu verändern. Genau so wirken heute überall im Land Menschen daran, das zu verändern, was sie verändert sehen wollen – in Bürgerinitiativen, NGOs, Genossenschaften, Aktionsgruppen und Vereinen, weil sich in der Gemeinschaft einfach mehr erreichen lässt. Einer dieser Missstände, der sehr viele Menschen beschäftigt, ist die Kostenexplosion fürs Wohnen.

Die Häuser denen, die drin wohnen

Muss man sich unausweichlich der Preisspirale auf dem Immobilienmarkt und renditegetriebenen Vermietern unterwerfen? Das muss doch auch anders gehen! Dies dachte sich eine Gruppe junger Menschen in Augsburg und gründete den Verein «Pa*radieschen e.V». Wohnen in Gemeinschaft, mit dauerhafter Perspektive, unabhängig von den Härten des Marktes und nach eigenen Regeln – das war das Ziel. Doch um dieses umzusetzen, brauchte es zuallererst eine Immobilie. 

Mehrere Jahre dauerte die Suche nach einem geeigneten Objekt, das genügend Platz für so viele Parteien bietet. Bei einem ehemaligen Pfarrhaus nahe der Augsburger Kahnfahrt wurde die Gruppe im letzten Moment von einem Spekulanten ausgebootet. 

Erst 2023 fand sie ein geeignetes Objekt, nicht weit entfernt. Sechs Wohnungen mit 18 Schlafzimmern auf knapp 350 m² Wohnfläche, dazu Kellerräume, ein Garten und ein Dachboden, der ausgebaut werden konnte. Viel Potenzial also. Und endlich sollte es klappen: Im September 2023 unterschrieb die neu gegründete Paradieschen Haus GmbH den Kaufvertrag.

Finanzieller Kraftakt – gemeinschaftlich gestemmt

Für den Kauf und die notwendige Kernsanierung des Objekts waren insgesamt rund 1,7 Millionen aufzubringen – kein Betrag, den eine kleine Gruppe junger Menschen auf dem Bankkonto rumliegen hat. Für die Hausgemeinschaft bedeutete dies also viel Öffentlichkeitsarbeit, mit dem Ziel, Privatkredite von solventen Gönnern einzutreiben. Denn, so musste der Verein feststellen, abgesehen von einem KfW-Kredit für die energieeffiziente Sanierung gibt es keinerlei städtische oder staatliche Fördertöpfe, die auf das Projekt anwendbar wären. Übrigens freut sich das Projekt nach wie vor über Menschen, die etwas Geld herumliegen haben und ihm damit einen Privatkredit gewähren.

Einen Anteil stellte das in Freiburg ansässige Mietshäuser-Syndikat, ein Verein, der gezielt Hausprojekte wie das Pa*radieschen berät, fördert und sich daran beteiligt. Syndikates-Häuser sollen dauerhaft dem Spekulationsmarkt entzogen werden. Um dies zu gewährleisten, kommt die Konstruktion der GmbH zum Einsatz. Die Haus-GmbHs haben genau zwei Gesellschafter: der jeweilige Hausverein und das Syndikat, die beide gleichermaßen stimmberechtigt sind. In bestimmten Angelegenheiten wie Hausverkauf, Umwandlung in Eigentumswohnungen oder ähnlichen Zugriffen auf das Immobilienvermögen kann eine Veränderung des Status quo nur mit Zustimmung beider Gesellschafter beschlossen werden. Weder der Hausverein noch das Mietshäuser Syndikat können überstimmt werden oder eigenmächtig agieren. 

Mit dem Vertrag in der Tasche konnte sich der Verein nun also endlich daran machen, die Räume des baufälligen Gebäudes in selbstverwalteten, gemeinschaftlich genutzten und dauerhaft bezahlbaren Wohnraum zu verwandeln. Außerdem sollen in dem Haus öffentliche, kostenfrei nutzbare Räume entstehen. 

«Wir freuen uns, dass wir mit der EWS Schönau eG eine Partnerin gefunden haben, die die Werte unseres Projektes vertritt. Auch wir stehen für gemeinschaftlich und dezentral organisierte Energieerzeugung als Beitrag zur Energiewende. Durch die Förderung rechnet sich der Kilowattstunden-Preis und wir tragen dazu bei, zukünftig weitere Förderungen zu ermöglichen.»

Maximilian Schorer, Pa*radieschen e.V.

Schritt für Schritt ins Paradies

Nachdem der Verein in diesen Jahren schon so viel erlebt hat, Rückschläge erlitten und am Ende Großes gestemmt hat, setzt er auch beim Thema Sanierung keine kleinen Ziele. Räume gilt es komplett neu zuzuschneiden, Wände einzureißen und neue hochzuziehen. Die Grundidee: möglichst ökologisch und ressourcenschonend zu leben und das Haus auf den «Effizienzhaus 55»-Standard zu trimmen. 

Dazu bedarf es einer guten Wärmedämmung, einer Wärmepumpe – und viel Arbeit. Diese verrichtet die künftige Hausgemeinschaft selbst, wo es geht. Der ökologische und soziale Anspruch zieht sich dabei durch jedes Detail. Werkzeuge werden geliehen oder gemeinsam genutzt. Helfende Hände, die freiwillig mit anpacken, sind immer willkommen. Regelmäßig lädt die Hausgemeinschaft zu Veranstaltungen und Besichtigungen. Wohnen, so das Credo, soll nicht nur der Rückzug ins Private sein, sondern auch ein Raum der Gemeinschaft, der geteilten Kreativität. 

Geht aufs Haus 

Eine kleine Gruppe mit großen Zielen, widrige Umstände, Schwarmfinanzierung durch Leute, die an die Sache glauben, viel Durchhaltevermögen und ein unerschütterlicher Glaube ans Gelingen: Die Geschichte des Pa*radieschen zeigt so manche Parallelen zu der der EWS. Damit repräsentiert sie auch die Art von Projekten, die das EWS-Förderprogramm Sonnencent nach seiner Neuausrichtung künftig fördern will. Projekte, bei denen sich Menschen unter den Vorzeichen von Nachhaltigkeit, Gemeinschaft und Klimaschutz zusammentun, um ein gemeinsames Ziel zu verwirklichen. So wie eben in Augsburg, wo sich das Gemeinschaftsprojekt nach langen Jahren auf der Zielgerade befindet.

Auch den Strom für das Haus wollen die Bewohner:innen so weit wie möglich selbst erzeugen. Dazu wird sich bald eine Photovoltaikanlage das Pa*radieschen von oben angucken, ergänzt durch Speichertechnik. Das EWS-Förderprogramm wird dieses Vorhaben im Rahmen seiner Anlagenförderung unterstützen.

In jeder Hinsicht eine stimmige Kombination – das findet auch Hausbewohner und Vereinsmitglied Maximilian Schorer: «Die Sanierung unseres 7-Parteien-Gebäudes nach KfW 55-Standard wird durch die Errichtung einer Photovoltaikanlage mit Speicherbatterie und die EWS Schönau als Lieferant/Förderpartner perfekt ergänzt. Die Sonnencent-Förderung ermöglicht es uns, einen Teil des Energiebedarfs durch Eigenproduktion zu decken. Das fühlt sich super an!»

Fotos: Pa*radieschen e.V. 

Das Förderprogramm «Sonnencent»

Das Förderprogramm «Sonnencent» steht für Bürgerenergiewende, Energiegerechtigkeit und Klimaschutz. Denn alle Tarife der EWS enthalten den «Sonnencent» als Förderanteil. Damit unterstützen wir Klimaschutz- und Energiewende-Projekte, Gemeinschaftsanlagen sowie Forschung und Wissensvermittlung. Sie haben einen konkreten Projektvorschlag? Dann bewerben Sie sich! Alle Informationen zu unserer Projektförderung finden Sie auf unserer Webseite:

ews-schoenau.de/sonnencent