Zwei Männer im Gespräch, der eine zeigt einen aufgeschlagenen Prospekt
Sonnencent

In der Energieberatung für Gebäudesanierung steckt ein enormes Potenzial für Zeit- und CO₂-Ersparnis. Das Startup «Effizienzpioniere» aus Stuttgart macht mit Unterstützung der EWS Sonnencents transparent, wie das gehen kann.

Energieberatung als Klimaschutz-Booster

Es muss jetzt schnell gehen mit der Reduktion der CO₂-Emissionen. Ein riesiges und bislang weitgehend ungehobenes Potenzial für die Einsparung von Energie und Zeit liegt in der konsequenten energetischen Sanierung von Gebäuden. Dieses Potenzial noch weiter zu optimieren hat sich das Energieberatungsunternehmen «Effizienzpioniere» zum Ziel gesetzt. «Der Beratungsprozess ist zum einen eine Chance, Sanierungswillige von einem höheren Effizienz-Standard zu überzeugen und so mehr CO₂ einzusparen», sagt Geschäftsführer Stephan Hartmann.

 Zum anderen haben die Effizienzpioniere einige Stellschrauben identifiziert, mit denen sich der Beratungsprozess bei gleichbleibend hoher Qualität beschleunigen lässt, was letztendlich zu einer schnelleren Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen führt. Um dieses Potential an Zeit- und CO₂-Ersparnis messbar und damit transparent zu machen, haben die Effizienzpioniere ein Projekt aufgesetzt, das das EWS Förderprogramm mit 49.800 Euro unterstützt hat. «Die Effizienzpioniere setzen mit ihrer Arbeit Maßstäbe für eine moderne Energieberatung, die den Erfordernissen angesichts der Klimakrise gerecht wird», sagt Stefanie Janssen, Leiterin der Abteilung Förderprogramm Sonnencent.

Mehr rausholen

Im Rahmen des Projektdesigns wurden fünf Energieberatungen durchgeführt und die Prozessschritte in einem «Vorher-Nachher-Szenario« genau analysiert. Hinsichtlich des Einsparpotenzials für CO₂ konnten die Effizienzpioniere zeigen, dass die Sanierungsvorhaben in ihrer Klimawirksamkeit durch eine ambitionierte und fachlich hochwertige Beratung, bei der auch eine vertiefte Kenntnis der aktuellen Fördermöglichkeiten eine Rolle spielen, durchschnittlich um 41 Prozent verbessert werden konnte. «Den größten Erfolg konnten wir bei einem sehr konservativen Klienten verbuchen, der mit dem Wunsch zu uns kam, seine alte Ölheizung durch eine neue zu ersetzen», berichtet Stephan Hartmann, «er ließ sich davon überzeugen, stattdessen eine Pelletheizung einzubauen und eine Dachsanierung durchzuführen, so konnten im Vergleich zur ursprünglichen Zielsetzung 90 Prozent Emissionen eingespart werden.» Ein sehr ambitionierter Kunde mit hohen Ansprüchen an die Klimawirksamkeit entschied sich nach der Beratung statt der vorgesehenen Sanierung auf den Standard «Effizienzhaus 85» für die Sanierung auf den höheren Standard «Effizienzhaus 70 EE». So sparte er statt 78 Prozent 90 Prozent der Emissionen ein. In der Bilanz der Berater im Rahmen des Projekts ist das immer noch eine Verbesserung von 12 Prozent.

Digital ist schneller

Ziel des Projektes war zudem, den Energieberatungsvorgang in Einzelschritte zu zerlegen, um Potenziale zu identifizieren und den Beratungsprozess zeitlich zu optimieren. Wesentliche Zeitersparnis würde eine automatisierte Gebäudeerfassung bringen, die die Effizienzpioniere gemeinsam mit ihrem Partner, dem Softwarespezialisten greenventory, planen. Das High-Tech Startup steht für eine sektorübergreifende, digitale Energieplanung vom Einzelgebäude bis zum Stadtgebiet. Für die Gebäudeerfassung sollen öffentlich verfügbare Daten, zum Beispiel aus Open Street Maps, genutzt werden. «Dieser Arbeitsschritt lässt sich aus heutiger Sicht noch nicht komplett automatisieren, individuelle Gegebenheiten eines Hauses müssen noch manuell nachgepflegt werden, aber diese Vorgehensweise birgt auf jeden Fall ein großes Potenzial», so Stephan Hartmann. Es gilt der Grundsatz: größtmögliche Automatisierung bei mindestens gleichbleibender Qualität.

Künstliche Intelligenz unterstützt den Beratungsprozess

Ein weiterer wichtiger Baustein zur Beschleunigung und Qualitätsverbesserung ist der Einsatz einer mit künstlicher Intelligenz gestützten Software, die den Berater bzw. die Beraterin bei der Entscheidung für die klimawirksamsten Sanierungsmaßnahmen und entsprechenden Varianten unterstützt, die dem Klienten vorgestellt werden. Hierfür wollen die Effizienzpioniere neben greenventory auch mit dem Softwareunternehmen Caala zusammenarbeiten. Das Münchner Software- und Beratungsunternehmen unterstützt bereits seit einigen Jahren Projektentwickler, Bestandshalter und Architekten mittels parametrischer Lebenszyklusanalyse bei der Optimierung von Neubauprojekten und der Dekarbonisierung von Beständen. Durch die Einbindung von Caala in das Projekt wird sichergestellt, dass Emissionsreduktionspotentiale unter Berücksichtigung des gesamten Immobilienlebenszyklus gehoben werden.

«Der Beratungsprozess ist eine Chance, Sanierungswillige von einem höheren Effizienz-Standard zu überzeugen und so mehr CO₂ einzusparen.»

Stephan Hartmann, Geschäftsführer Effizienzpioniere 

Zudem ist die Einführung eines Customer-Relationship-Management-Systems ein wichtiger Faktor, den Ablauf der Beratung für die Berater und für die Klienten einfacher handhabbar und auch transparenter zu machen, zum Beispiel, indem die Klienten notwendige Dokumente einfach in das System hochladen können oder der Status aller laufenden Beratungsprozesse schnell abgerufen werden kann. In einem vierten Ansatz wollen die Effizienzpioniere wichtige Schritte in Richtung Automatisierung der Berichterstellung für den Klienten gehen, natürlich bei gleichbleibender Qualität - individuelle Kundenbedingungen und Anforderungen werden weiterhin manuell eingearbeitet. «Mit diesen vier Optimierungsansätzen könnten wir den Beratungsprozess nahezu doppelt so schnell gestalten und damit mehr Kunden auf ihrem Weg zum klimaneutralen Haus begleiten», so Stephan Hartmann.

Potenzial nicht nur erkennen, sondern auch heben

Bei bloßem Aufzeigen von Verbesserungspotenzial wollen es die Effizienzpioniere aber nicht belassen. Die identifizierten Optimierungsansätze sollen in einem nächsten Schritt gemeinsam mit den Projektpartnern umgesetzt werden. Dafür wurde bereits das Projekt «Energieberatung 4.0» gestartet – gefördert durch den Klima-Innovationsfonds der Stadt Stuttgart soll die Energieberatung so auf ein neues Level gehoben werden. Mit ihrem Engagement geben die Effizienzpioniere wichtige Impulse, wie die angesichts der Klimakrise dringend notwendigen energetischen Sanierungen optimiert und beschleunigt werden können.

Das Förderprogramm «Sonnencent»

Das Förderprogramm «Sonnencent» steht für Bürgerenergiewende, Energiegerechtigkeit und Klimaschutz. Denn alle Tarife der EWS enthalten den «Sonnencent» als Förderanteil. Damit unterstützen wir Vereine und Initiativen bei ihren vielfältigen Projekten zur Energiewende. Sie haben einen konkreten Projektvorschlag? Dann bewerben Sie sich! Alle Informationen zu unserer Projektförderung finden Sie auf unserer Webseite:

ews-schoenau.de/sonnencent