Sonnencent

Die Ergebnisse des durch das EWS-Förderprogramm «Sonnencent» begleiteten Projekts «3-facher-Klimaschutz» lassen erahnen, dass im Energiesparen noch sehr viel Potential für den Klimaschutz steckt.

Mit Energiesparen in den Klimaschutz investieren

Ob Müllberge, Übergewicht oder Klimawandel - wenn etwas zu viel wird, sollte der natürliche Reflex des Menschen sein, es zu reduzieren oder einzusparen. Doch bevor dieser Reflex zu Veränderungen führt, findet der Markt meist schon bequemere Alternativen. Also sortieren und trennen wir den Müll, um ihn schlussendlich thermisch zu verwerten. Wir konsumieren Lebensmittel mit (Zucker-)Ersatzstoffen und lassen uns schlank spritzen. Und wir konstruieren einen Handel mit Verschmutzungszertifikaten und prämieren den Kauf von Elektroautos.

Doch der Versuch lohnt sich, zu testen, was es eigentlich bedeutet, etwas gar nicht erst zu tun, nicht zu konsumieren, sondern schlichtweg einzusparen. Ersatzlos. Oder zumindest den Konsum zu reduzieren. Das vom EWS-Förderprogramm unterstützte und von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt mitfinanzierte Projekt «Dreifacher Klimaschutz» setzt jedenfalls zunächst aufs Energiesparen bzw. auf die Reduzierung des Stromverbrauchs in privaten Haushalten.

Mit dem so eingesparten Geld wird anschließend der Ausbau von erneuerbaren Energien unterstützt. Die Idee des Projekts: Haushalte sparen nach einer umfassenden Stromsparberatung Energie und Geld, das sie, statt an den Energieversorger (hier: die EWS) zu zahlen, in den Bau einer gemeinsamen PV-Anlage investieren. Deren Erträge wiederum werden zur Förderung weiterer Klimaschutzmaßnahmen verwendet. Insgesamt also – so die namensgebende Idee - ein dreifacher Klimaschutz.

Im Modellprojekt wurden die Haushalte unter den Kundinnen und Kunden der Elektrizitätswerke Schönau ausgesucht. Diejenigen, die mitmachten, hatten einen überdurchschnittlichen Stromverbrauch (im Schnitt rund 5.300 kWh). Sie kamen während des Projekts in den Genuss einer intensiven und kostenfreien Stromsparberatung. Die Berater:innen installierten während des Termins für die Kund:innen stromsparende Kleingeräte (wie LED, Steckerleisten, Zeitschaltuhren und Warmwassersparer), und sie überreichten eine Liste mit konkreten Einsparmöglichkeiten.

460 Euro im Jahr gespart

Als ein Jahr nach diesen Beratungen die Zählerstände erneut abgelesen und die Einsparungen berechnet wurden, waren auch die Initiatoren des Projekts positiv überrascht. «Wir sind zu Projektbeginn davon ausgegangen, dass im Durchschnitt etwa 570 Kilowattstunden pro Haushalt und Jahr eingespart werden könnten», so Rainer Grießhammer, langjähriger Geschäftsführer des Freiburger Öko-Instituts. «Für uns alle überraschend wurde die Energieeinsparung mit durchschnittlich 1.282 kWh pro Haushalt weit übertroffen.»

Im Schnitt sparten die Haushalte damit Stromkosten von etwa 460 Euro pro Jahr. Hochgerechnet auf drei Jahre wäre damit auch der zweite Schritt des Projektes finanziert: Die Stromkosteneinsparung der beteiligten Haushalte liegt bei rund 40.000 Euro, ausreichend für eine etwa 30 kW große Photovoltaik-Anlage. Bei aller Begeisterung über die Einsparpotenziale, die das Modellprojekt aufzeigt, sollen zwei Probleme nicht verschwiegen werden. Insgesamt nahmen – sehr wahrscheinlich durch die Corona-Pandemie bedingt – lediglich 31 Haushalte an den Vor-Ort-Beratungen teil. Damit sind die Ergebnisse nicht repräsentativ.

Weil mit den stockenden Beratungen auch die Einsparungen erst zeitverzögert realisiert werden konnten, wurde der zweite Schritt des Projekts schließlich vor dem ersten getan. Der Bau der Photovoltaik-Anlage wurde vorgezogen und durch die Stiftung Zukunftserbe vorfinanziert. Die PV-Anlage auf einem Schuldach der Gemeinde Horben nahe Freiburg produziert daher schon jetzt rund 33.300 kWh Sonnenstrom pro Jahr. Und bald hat das Projekt «Dreifacher Klimaschutz» auch seine dritte Stufe erreicht. Mit den Erträgen der PV-Anlage wird ein Weltrekordversuch des Vereins SolareZukunft finanziert, der an einem Wochenende möglichst viele alte PV-Module in Balkon-Solaranlagen umbauen möchte. Der Rekordversuch findet am 13. Juli 2024 statt und wird auch von den EWS unterstützt.

«Wenn wir Ergebnisse unterschiedlicher Projekte und Studien wie den Stromspar-Check und den 3-fachen Klimaschutz zusammennehmen, sehen wir, dass in Haushalten aller gesellschaftlicher Schichten viel Energie eingespart werden kann.»

Enormes Potential für den Klimaschutz

Trotz der nur eingeschränkt nutzbaren Daten zieht auch Dieter Seifried eine positive Bilanz des mehrjährigen Projekts. «Unser ökologischer Kerngedanke, die These des Projekts, wurde voll und ganz bestätigt: Das Einsparpotenzial für Strom in privaten Haushalten ist enorm und kann ein wichtiger Faktor im Kampf gegen den Klimawandel sein», so der Gründer und langjährige Geschäftsführer von Büro Ö-quadrat, das gemeinsam mit dem Öko-Institut das Projekt konzipiert hat und verantwortlich war für dessen wissenschaftliche Begleitung und Auswertung.

Seifried sieht in den Projektergebnissen eine Bestätigung darin, dass ein Energieberatungsansatz, bei dem direkt die niedrig hängenden Früchte geerntet werden, besonders erfolgreich ist. Unter anderem hat sein Büro Ö-quadrat bereits 2008 gemeinsam mit der Berliner Energieagentur und der Energieagentur Regio Freiburg im Auftrag des Bundesumweltministeriums ein Pilotprojekt umgesetzt, mit dem die Wirkung von Vor-Ort-Energieberatung sowie der Installation von Soforthilfe-Maßnahmen zur Stromeinsparung und des Austauschs von ineffizienten durch hocheffiziente Kühlgeräte in Hartz-IV-Haushalten untersucht wurde. Die Studie verlief so erfolgreich, dass daraus das inzwischen vielfach prämierte Projekt «Stromspar-Check» entstanden ist und inzwischen mehr als 400.000 Haushalte beraten wurden. Auch die EWS unterstützen dieses Projekt schon seit Jahren mit ihrem Förderprogramm und zuletzt mit einer Spendenaktion.

«Wenn wir Ergebnisse unterschiedlicher Projekte und Studien wie den Stromspar-Check und den 3-fachen Klimaschutz zusammennehmen», so Seifried, «sehen wir, dass in Haushalten aller gesellschaftlicher Schichten viel Energie eingespart werden kann. Während es in einkommensschwachen Haushalten oft schlicht am Geld mangelt, um alte Glühbirnen oder Kühlschränke gegen LED-Leuchten oder energieeffiziente Neugeräte zu tauschen, sind es in gut situierten Haushalten eher zu viele Elektrogeräte (zweiter Kühlschrank und Kühltruhe im Keller), zu große und ineffiziente Geräte oder der Dauerbetrieb von Klimaanlagen, Teichpumpen oder Aquarien, die den Stromverbrauch in die Höhe schnellen lassen.»

Das EWS-Projekt ist ein weiterer Beleg dafür, dass das Stromsparen in Haushalten kein Selbstläufer ist. «Offenbar braucht es neben dem Klimaschutz weitere Anreize für das Stromsparen zu Hause», glaubt Dieter Seifried. «Oftmals reicht dazu schon die Aussicht, gratis LED-Lampen zu erhalten oder eine Prämie beim Kauf eines effizienten Kühlschranks, um die Einsparpotenziale in Angriff zu nehmen.»

Auch Mit-Initiator Rainer Grießhammer glaubt, dass es einen Anstoß braucht, um den eigenen Energieverbrauch unter die Lupe zu nehmen und zu verringern. «Während der Wandel in der Stromerzeugung von fossilen zu regenerativen Energieträgern schon recht weit fortgeschritten ist, lassen die Fortschritte beim Energiesparen sehr zu wünschen übrig: Der Gesamtstromverbrauch war 2022 mit 551 Terrawattstunden noch genauso hoch wie im Jahr 1990.» Möglicherweise ist es dann doch wieder der Markt, der die Menschen zum Handeln treibt. Denn die Strompreise sind in den vergangenen Jahren massiv angestiegen.

Wenn nun, wie mit dem Projekt aufgezeigt, möglich ist, mit einer einmaligen Beratung rund 460 Euro pro Jahr zu sparen, ist dies möglicherweise der Impuls, der fürs Stromsparen nötig ist. Eine vielleicht profane Erkenntnis - aber wenn sie dem Klimaschutz dient…
 

Nachweis Titelbild:

  • Foto by Albert Josef Schmidt/EWS Schönau
  • Info: Die Initiator:innen des Modellprojekts «Dreifacher Klimaschutz» in Horben vor der neuen PV-Anlage. Personen auf dem Foto von links nach rechts:
    - Stefanie Janssen, Leiterin Förderprogramm der EWS Vertriebs GmbH
    - Prof. Dr. Rainer Grießhammer, Öko-Institut Freiburg
    - Rainer Sylla, damaliger Geschäftsführer der EWS Vertriebs GmbH
    - Dr. Benjamin Bröcker, Bürgermeister der Gemeinde Horben
    - Dieter Seifried, Büro Ö-quadrat, wissenschaftliche Begleitung und Auswertung