Stromseminar

Auf dem diesjährigen Stromseminar am 1. und 2. Juli gehen wir der Frage nach, wie wir den nötigen gesellschaftlichen Wandel für eine klimagerechte Zukunft positiv anstoßen und gestalten können.

Preview: Stromseminar 2023

Glücklicherweise gibt es angesichts der Klimakrise bei der Energiewende einige gute Fortschritte. Jedoch passiert insgesamt nicht nur zu wenig, sondern es werden mühsam erreichte und gesetzlich verankerte Klimaziele von der Ampelkoalition sogar wieder aufgeweicht, so wie kürzlich im Verkehrs- und Gebäudesektor. Auch scheinen viele Menschen mehr Angst vor Klimaschutzmaßnahmen zu haben als vor der Klimakatastrophe selbst. Sinnbildlich dafür steht die Debatte um ein Heizungsverbot und die Letzte Generation oder der im März 2023 verlorene Klima-Volksentscheid in Berlin. Doch den Kopf in den Sand zu stecken ob all dieser Negativ-Schlagzeilen ist keine Lösung: Daher steht unser Stromseminar am 1. und 2. Juli 2023 unter dem Motto «Mut zum Wandel – jetzt aufstehen und handeln!».

Hier ein Appetithäppchen von EWS-Vorstand Sebastian Sladek:

Jetzt hier das komplette Programm einsehen und anmelden!
 

Spannende Debatte zur Mobilitätswende

Das Stromseminar startet mit einem Themenblock zur Mobilitätswende. Die Autorin und Mobilitätsexpertin Katja Diehl wird nach einem Impulsvortrag am Samstagvormittag mit dem Mobilitätsexperten Professor Andreas Knie, dem Umweltpsychologen Professor Gerhard Reese und der Klimaaktivistin Irma Trommer über die wichtige Frage «Wie kommen wir in Bewegung?» diskutieren. Es folgt ein Publikumsgespräch. Die prominenten Gäste werden über Handlungsoptionen und Perspektiven für einen grundlegenden Wandel in der Mobilität sprechen. Das ist auch bitter nötig! Wir wollen mit diesem Panel zum einen das Bewusstsein schärfen, wie wesentlich die Mobilitätswende zur Erreichung der Klimaschutzziele ist. Gelänge gerade in diesem Bereich ein schneller und umfassender Transformationsprozess, wäre das ein wirkmächtiges und ermutigendes Momentum im Kampf gegen den Klimakollaps.

Doch wie kann die Politik zu einem entschlosseneren Handeln bewegt werden? Hier erwartet uns eine spannende Debatte: Denn in der Szene der Klima-Aktivist:innen wird teilweise auf ganz unterschiedliche Aktionsformen gesetzt. Verbunden mit der Letzten Generation fielen in der sehr hitzig geführten öffentlichen Debatte vor allem in der Springer-Presse gar Bezeichnungen wie «Klima-Terroristen» oder «Klima-Extremisten». Zuletzt gab es auch sehr harte Gerichtsurteile gegen diese und schließlich am 24. Mai eine bundesweite Razzia aufgrund des Vorwurfs der Bildung einer kriminellen Vereinigung – die eine Solidarisierungswelle mit der Letzten Generation auslöste. Ist diese Form des Protests geboten und legitim angesichts des schleppenden Tempos beim politischen Handeln gegen die Klimakrise? Warum ist die Mobilitätswende so hoch emotional und welche Konzepte gibt es für einen nachhaltigen Wandel? Wo stehen wir in der Klimabilanz bezüglich Mobilität und was hat diese mit Gerechtigkeit zu tun?

Wir wollen mit diesem Panel zum einen das Bewusstsein schärfen, wie wesentlich die Mobilitätswende zur Erreichung der Klimaschutzziele ist. Gelänge gerade in diesem Bereich ein schneller und umfassender Transformationsprozess, wäre das ein wirkmächtiges und ermutigendes Momentum im Kampf gegen den Klimakollaps.

Das sind unsere Speaker:innen:

  • Katja Diehl war als Marketingexpertin für Verkehrs- und Logistikunternehmen tätig. Seit 2017 ist sie selbstständig. Diehl hält Vorträge, podcastet, berät Politik und Unternehmen und schreibt. 2022 erschien ihr Buch «Autokorrektur – Mobilität für eine lebenswerte Welt». Diehls Themen sind Mobilität und die inklusive Verkehrswende. Für ihr Engagement wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Publikumspreis des «Deutschen Mobilitätspreises».
     
  • Prof. Dr. Andreas Knie studierte Politikwissenschaft in Marburg und promovierte anschließend an der Technischen Universität Berlin mit einem Diesel-­Thema. Auch seine Habilitation «Wankel-Mut in der Auto­industrie» hatte den Schwerpunkt Mobilität. Seit 1987 gehört er dem «Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung» an und leitet dort gemeinsam mit Weert Canzler die Forschungsgruppe «Digitale Mobilität und gesellschaftliche Differenzierung».
     
  • Prof. Dr. Gerhard Reese ist seit 2016 Professor für Umweltpsychologie an der RPTU Kaiserslautern-Landau. Er befasst sich in seiner Forschung unter anderem mit der Frage, welche systemischen und intrinsischen Barrieren und Katalysatoren Klima- und Umweltschutzverhalten bedingen. Er ist Leiter des interdisziplinären Studiengangs «Mensch und Umwelt: Psychologie, Kommunikation, Ökonomie» und Mitbegründer der Task Force «Mensch - Klima - Nachhaltigkeit» der Deutschen Gesellschaft für Psychologie.
     
  • Irma Trommer engagiert sich mit der Letzten Generation vor den Kipppunkten für einen schnellen und demokratischen Wandel der Gesellschaft Richtung Klimagerechtigkeit, damit wir und alle kommenden Generationen die Chance auf eine lebenswerte Zukunft haben. Sie ist Schauspielerin und wohnt in Berlin.


Moderation der Podiumsdiskussion: Daniela Siebert (Freie Journalistin; u. a. Deutschlandfunk).
 

Das Highlight: Die Schönauer Stromnacht

In der traditionellen Schönauer Stromnacht am Samstag steht dann die festliche Verleihung des Preises «Schönauer Stromrebell:in 2023» an, mit dem Menschen geehrt werden, die mit Herz und Engagement Visionen umsetzen, Widerstände überwinden und sich für die Umwelt und eine nachhaltige Wirtschaftsweise einsetzen. In der Stromnacht kommen aber auch und gerade die unterhaltsamen Aspekte des Lebens zum Tragen. Dafür können wir uns schon heute auf den Comedian und Liedermacher Friedemann Weisemit seinem Programm «Bingo» freuen. Im dritten Soloprogramm des mehrfach preisgekrönten Premium-Entertainers geht es um Alles oder Nichts – eine einzigartige Melange aus Klavierkabarett, Pantomime und Improtheater. Weise ist seit 2012 auf vielen Bühnen und im Fernsehen unterwegs. Er war und ist als Autor u. a. für Extra3 (NDR, Das Erste), heute show (ZDF), Kroymann (Das Erste) und die Titanic aktiv.

Video: Rückblick auf das Stromseminar 2022

Der Samstagnachmittag gehört dann den Mitarbeiter:innen der EWS, die im Dialogformat «EWS Insights» über aktuelle Entwicklungen, Pläne und Zielsetzungen aus den verschiedenen Unternehmensbereichen der EWS berichten werden.

Dort ist seit letztem Jahr wieder viel passiert: So unterstützen wir - wie ganz aktuell in der Ostukraine - viele neue und interessante Projekte mit unserem Förderprogramm «Sonnencent», haben in Thomasburg einen Windpark eröffnetund in Döggingen mit dem Bau eines Solarparksbegonnen. Auch der Nachhaltigkeitsgedanke bei den EWS wurde im vergangenen Jahr weiter gestärkt. Und im Bündnis mit anderen Verbänden und Unternehmen treiben wir das Energy Sharing weiter voran. Das alles mit einem Ziel: Motor für die sozial-ökologische Transformation zu sein! Freuen Sie sich also über spannende Einblicke in die Arbeit der verschiedenen Unternehmensbereiche.

Klima-Schicksalsjahr 2030

Hochkarätig geht es am Sonntagvormittag weiter: Zunächst wird uns der renommierte Klimaforscher Professor Stefan Rahmstorf mit seinem Impulsvortrag über die neuesten Erkenntnisse und Perspektiven in der Klimakrise informieren. Er leitet am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) die Abteilung für die Analyse des Erdsystems und ist als Professor für die Physik der Ozeane an der Uni Potsdam tätig. Schon seit Jahrzehnten weist er auf die gefährlichen Folgen des Klimawandels hin – auch online auf seinem Blog www.realclimate.orgund in den Social Media, wo er hunderttausende Follower:innen hat. Im aktuellen EWS Energiewende-Magazin ist ein lesenswertes Interview mit ihm erschienen. Jetzt hier kostenlos bestellen

Anschließend wird Professor Rahmstorf in einem zweiten Panel mit der Wirtschaftsjournalistin und Autorin Ulrike Herrmann, dem Europaabgeordneten Michael Bloss und Clara Mayer von «Fridays for Future» der Frage nachgehen, ob der notwendige gesellschaftliche Wandel bis zum «Klima-Schicksalsjahr 2030» insgesamt noch zu schaffen ist. Auch hier wird es ein anschließendes Publikumsgespräch geben. 

Das Jahr 2030 ist für die deutsche und internationale Politik wie auch für die Klimaforschung ein wesentlicher Gradmesser zur Erreichung der Klimaschutzziele. Derzeit deutet alles darauf hin, dass diese krachend verfehlt werden: Um beispielsweise die deutschen Klimaziele 2030 zu erreichen, müsste Deutschland die Geschwindigkeit der CO2-Reduktion insgesamt mehr als verdoppeln. Im Verkehrssektor müssten die Emissionen gar 14-fach so schnell sinken wie bisher. Für den gesellschaftlichen Transformationsprozess bedeutet dies auch, dass die Strategien zur Emissionsminderung bis 2030 stehen müssen, um einen konsequenten Klimaschutz im Sinne der Pariser Verträge umsetzen zu können.

Das Panel soll ergründen, warum die sich schließenden Zeitfenster bislang ignoriert wurden und die verbleibenden politischen und gesellschaftlichen Handlungsoptionen beleuchten: reichen die Marktkräfte und der Emissionshandel, führt uns grünes Wachstum zum Ziel oder müssen wir uns auf eine Welt mit weniger Wachstum und Komfort einstellen? Wie stark muss der gesellschaftliche Druck werden und wie können wir ein atemberaubend hohes Transformationstempo gehen, ohne dass unsere Demokratie zerbricht?

Zu den Speaker:innen:

  • Ulrike Herrmann ist Wirtschaftsredakteurin bei der «taz». Sie ist ausgebildete Bankkauffrau und hat ein Volontariat an der Henri-Nannen-Schule absolviert. Anschließend hat sie Geschichte und Philosophie an der FU Berlin studiert. Sie ist regelmäßiger Gast im Radio und im Fernsehen. Von ihr stammen mehrere Bestseller. Ihr neuestes Buch ist: «Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind – und wie wir in Zukunft leben werden» (KiWi 2022).
     
  • Clara Mayer legte 2019 ihr Abitur am Schiller-Gymnasium Berlin ab und arbeitete danach im Rahmen eines freiwilligen sozialen Jahres auf der Intensivstation eines Berliner Krankenhauses. Sie ist Klimaschutzaktivistin und war Pressesprecherin von Fridays for Future Berlin. Unter anderem gehörte sie zu den Organisatorinnen des Klimastreiks im September 2019, bei dem in Berlin mehr als 100.000 Menschen auf die Straße gingen.
     
  • Michael Bloss ist klimapolitischer Sprecher und sitzt für die Grünen im Umwelt- sowie im Industrie- und Energieausschuss des Europaparlaments. Er war Verhandlungsführer der Grünen im EU-Parlament zum Klimagesetz und zum EU-Emissionshandel. Er hat die Koalitionsverträge für die Bereiche Klima, Energie und Industrie der Ampelregierung mit ausgehandelt.
     
  • Prof. Dr. Stefan Rahmstorf ist Professor für Physik der Ozeane an der Universität Potsdam und leitet die Abteilung Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Rahmstorf diente von 2004 bis 2013 im Wissenschaftlichen Beirat Globale Umweltveränderungen (WBGU) der Bundesregierung. Er hat über 140 Fachpublikationen veröffentlicht, davon 42 in den führenden Journalen von Nature, Science und PNAS, zudem vier populärwissenschaftliche Bücher. Er hat mehrere Preise für Klimakommunikation gewonnen, sowohl in den USA als auch Deutschland. Kein Klimaforscher außerhalb der USA hat mehr Twitter-Follower als er.
     

Moderiert wird die Podiumsdiskussion erneut von der Journalistin Daniela Siebert.

Zum Abschluss folgt ein Resümee von unserer Energiereferentin Eva Stegen.

Worauf wir uns beim Stromseminar ganz besonders freuen dürfen, sind die vielen persönlichen Begegnungen und Gespräche – hier wird es auch Raum für eigene Herzensthemen geben. Aus diesem Miteinander wollen wir Kraft und Energie für die gemeinsamen Ziele tanken. Zudem werden auf unserem «Markt der Möglichkeiten» Gleichgesinnte ihre Projekte und Initiativen rund um Energiewende und Klimaschutz vorstellen, die von unserem Förderprogramm «Sonnencent» unterstützt wurden. Für Getränke und Verpflegung auf dem Veranstaltungsgelände ist übrigens gesorgt – die Kosten dafür sind in der Seminargebühr inbegriffen.

Hört sich das alles nicht sehr spannend an? Dann zögern Sie nicht und seien Sie dabei