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Schönau, den 28.11.2019

Zu Besuch in Schönau: Energieökonomin Claudia Kemfert

Fruchtbarer Austausch zum Stand der dezentralen Energiewende

Energieökonomin Claudia Kemfert, bekannt als Verfechterin einer konsequent dezentral ausgerichteten Energiewende, informierte sich in Schönau über das EWS-Modellprojekt zur intelligenten Bürgerenergie, in dem verschiedene Ansätze verfolgt werden, wie Strom aus kleinen Solaranlagen dezentral vermarktet und gemeinschaftlich genutzt werden kann.

Sinnvoll und kostengünstig: Dezentrale Versorgungsmodelle

Claudia Kemfert mit EWS-Mitarbeitern in Schönau
Von links: Peter Ugolini-Schmidt, Ursula Sladek, Michael Sladek, Alexander Sladek, Claudia Kemfert, Luis Pfeiffer, Sebastian Sladek, Thies Stillahn, Eva Stegen

Die Zukunft der Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien gehört den dezentralen Versorgungsmodellen, darüber bestand in dem Gespräch mit Professor Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) bei den Elektrizitätswerken Schönau große Einigkeit. «Wir haben in zahlreichen Studien nachgewiesen, dass mehr Dezentralität nicht nur sinnvoll ist, sondern auch eine kostengünstigere Umstellung der Energieversorgung auf 100 Prozent Erneuerbare ermöglicht», sagt die Expertin. Dabei verweist sie die skandalisierenden Debatten über Geisterstrom und Dunkelflauten in das Reich der Mythen. Diese würden von den Akteuren geschürt, die noch von der fossil-atomaren Versorgungsstruktur abhängig seien und sich mit allen Mitteln gegen eine dezentralere Energiewende wehrten.

Dieser Überzeugung sind auch die EWS. «Wir setzen uns sehr dafür ein, die Prosumerrechte zu stärken und die energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass endlich auch Bürger ihre Strommengen aus kleinen Solaranlagen sinnvoll vermarkten können», so EWS-Vorstand Alexander Sladek. Derzeit werden im Schönauer Modellprojekt der intelligenten Bürgerenergie verschiedene Ansätze getestet, wie Prosumer zum Beispiel ihren selbsterzeugten Solarstrom effizient selbst nutzen und überschüssigen Strom der Gemeinschaft zur Verfügung stellen können.

CO2-Bepreisung sozial ausgestalten

Dass die Energiezukunft dezentraler ausgestaltet sein muss, bestätigt auch die Europäischen Union mit ihrem Gesetzespaket «Saubere Energie für alle Europäer». So fordert beispielsweise die neue Erneuerbaren-Energien-Richtlinie (RED II), die bis spätestens Mitte 2021 von allen Mitgliedsstaaten umgesetzt werden muss, die Bürgerenergie und damit dezentrale Versorgungsmodelle deutlich zu stärken. Demnach soll eine bürgernahe Energieversorgung, zum Beispiel über solaren Mieterstrom in der nationalen Gesetzgebung deutlich vereinfacht werden. Insbesondere Deutschland steht dabei noch auf der Bremse: «Bislang hat der Gesetzgeber an Förderung der Dezentralität kein Interesse, denn er folgt weiterhin der Sichtweise der großen Konzerne mit zentralistischen Strukturen», sagt Claudia Kemfert. Sie appelliert daher an alle Vertreter einer dezentralen Energiewende, sich weiter mit Nachdruck für eine bürgernahe Energiewende einzusetzen, sonst behielten die Narrative der großen Player die Oberhand.

Zur Sprache kam im Austausch mit Claudia Kemfert auch die Relevanz einer wirksamen CO2-Bepreisung. «Das ist eine der ältesten Debatten und weiterhin unerfreulich», so Claudia Kemfert. Es bestand Einigkeit darüber, dass die jetzt im Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung vereinbarte Einführung eines Zertifikatehandels für die Sektoren Verkehr und Wärme nicht die richtige Lösung sei. Diskutiert wurde auch die Notwendigkeit, die CO2-Bepreisung sozial auszugestalten, denn einkommensschwächere Haushalte werden von einer CO2-Bepreisung erst mal stärker belastet als wohlhabende Bürgerinnen und Bürger. Dieser Aspekt findet im Klimapaket der Bundesregierung bislang kaum eine Berücksichtigung, weshalb u.a. dort unbedingt nachgebessert werden muss.

Abschließend unterstrich Sebastian Sladek, Vorstandsmitglied der EWS Schönau, die Notwendigkeit, dass jetzt «endlich gehandelt werden muss, um dem voranschreitenden Klimawandel noch Einhalt gebieten zu können». Der Druck aus der Zivilgesellschaft auf die politischen Entscheidungsträger müsse daher hoch bleiben.

Medien

Claudia Kemfert gemeinsam mit EWS-Mitarbeitern

Claudia Kemfert zu Besuch bei den EWS in Schönau

Von links: Peter Ugolini-Schmidt (Energiepolitischer Sprecher), Ursula Sladek, Michael Sladek, Alexander Sladek (Vorstand), Claudia Kemfert (DIW), Luis Pfeiffer (Strategische Geschäftsfeldentwicklung), Sebastian Sladek (Vorstand), Thies Stillahn (Leiter Strategische Geschäftsfeldentwicklung), Eva Stegen (Energiereferentin)

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