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Schönau, den 09.11.2020

Auftakt für nachhaltige Wärmeversorgung in Neuenweg

Neues Nahwärmenetz in Betrieb

In der Schwarzwaldgemeinde Neuenweg entstand in den letzten beiden Jahren ein Nahwärmenetz auf Basis Erneuerbarer Energien. Gewonnen wird die Wärme aus heimischer Holzenergie und Solarthermie. Im Zuge des Wärmenetzbaus wurden durch die gleichzeitige Verlegung von Glasfaserleitungen und Erdleitungen für die Stromversorgung viele Synergien geschaffen.

In Neuenweg beginnt mit der Inbetriebnahme des Nahwärmenetzes ein neues Kapitel der Energieversorgung. So haben zahlreiche Neuenweger Haushalte ab sofort die Möglichkeit, Wärme über das moderne und umweltfreundliche Nahwärmenetz zu beziehen – ein wichtiger Beitrag für die Energiewende und den Klimaschutz. Initiiert wurde das Projekt durch die Bürgerinnen und Bürger in Neuenweg und durch den Verein «Erneuerbare Energien Kleines Wiesental».

Wärmeversorgung mit Holz und Sonne

Video-Vorschau

Video zur Nahwärmenetzinitiative in Neuenweg

Herzstück der nachhaltigen Wärmeversorgung ist die Heizzentrale beim Feuerwehrhaus. Dort wird in einem Biomassekessel mit 250 kW Leistung beständig Wärme für die gesamte Gemeinde erzeugt. Die dabei verwendeten Holzhackschnitzel stammen ausschließlich aus lokalen bzw. regionalen Quellen. Ein weiterer innovativer Meilenstein soll im Frühjahr 2021 folgen, wenn der Biomassekessel wie geplant um eine Solarthermie-Anlage mit 120 kW Leistung erweitert wird. Die Solarthermie-Module mit rund 165 m2 Kollektorfläche werden die solare Einstrahlung in nutzbare Wärme umwandeln und den Warmwasserbedarf in den Sommermonaten planmäßig vollständig abdecken können.

Als Absicherung steht außerdem ein Heizöl-Reservekessel bereit, der im Bedarfsfall die Wärmeversorgung mit 400 kW Leistung bereitstellen kann. Ein Wärmespeicher mit 25.000 Liter Wasserinhalt zur Speicherung von solarer Wärme und zum Ausgleich von Bedarfsschwankungen komplettiert das Wärmekonzept.

 

Nachhaltiger Wärmemix mit regionaler Wertschöpfung

Nahwärme in Neuenweg wird künftig zu einem Großteil mit regionalem (Rest-)Holz aus dem Schwarzwald erzeugt werden (ca. 85 bis 88 %), ergänzt durch Solarthermie (ca. 12 bis 15 %). Der Heizölkessel dient lediglich als Reserve und spielt im regulären Betrieb keine Rolle. Verteilt wird die Wärme über gut isolierte Nahwärmeleitungen, die ausgehend von der Heizzentrale in ganz Neuenweg im Untergrund verlegt wurden – die Trassenlänge beträgt insgesamt rund 2 Kilometer. Gegenüber der Wärmeerzeugung mit Heizöl bewirkt die Nahwärmeversorgung in Neuenweg perspektivisch eine Einsparung von ca. 280 Tonnen CO2 pro Jahr.

Große Gemeinschaftsleistung

Die Realisierung des Nahwärmenetzes in Neuenweg war nur durch die große Gemeinschaftsleistung diverser beteiligter Akteure möglich. So kam die Idee zur Nahwärme ursprünglich im Frühjahr 2017 im Zuge der Erneuerung der Wasserleitungen in der Gemeinde durch den Verein Erneuerbare Energien Kleines Wiesental auf. Planungstechnisch eigentlich bereits zu spät, wurde die Idee dennoch zum fixen Vorhaben, indem die Bürgerinnen und Bürger in der Rekordzeit von nur einer Woche genügend Hausanschluss-Zusagen einsammelten und damit die Grundlage für die Machbarkeit lieferten.

Nutzung von Synergien als Schlüssel zum Erfolg

Entscheidend im Projektverlauf war schließlich die Nutzung von Synergien im Zuge der ohnehin nötigen Tiefbauarbeiten. So wurden neben Wasserleitungen und Nahwärmeleitungen auch vormals auf Dächern verlaufende Stromleitungen durch Erdleitungen ersetzt. Flächendeckend mitverlegt wurden außerdem Glasfaserkabel. Diese garantieren eine hochmoderne schnelle Internetanbindung sowie problemlose Telefon- und Fernsehversorgung für alle Haushalte, die sich für einen Glasfaser-Anschluss entscheiden. Insgesamt war die kooperative Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure – dazu gehören der Zweckverband Breitbandversorgung (Glasfaser), Energiedienst (Stromleitungen), die Gemeinde (Wasserleitungen), der Verein Erneuerbare Energien Kleines Wiesental (Projektermöglichung) und die EWS Schönau (Wärmenetz) – somit der Schlüssel zum Erfolg.

Nahwärmenetz erhält viel Zuspruch

Das Ergebnis kann sich indes sehen lassen. Die Tiefbauarbeiten sind weitestgehend abgeschlossen – Nahwärme-, Glasfaser-, Wasser- und Stromleitungen verlegt – und die betroffenen Straßen wieder asphaltiert. Die Anschlussdichte im Versorgungsgebiet liegt bei über 90 %. Insgesamt wurden 45 Nahwärme-Hausanschlüsse gebaut, die teils sofort genutzt bzw. teils später aktiviert werden, wenn alte Heizungen in den einzelnen Gebäuden nach und nach stillgelegt werden. Die Nutzung von Nahwärme bringt allgemein zahlreiche Vorzüge mit sich. Dazu gehören neben der spielenden Erfüllung von gesetzlichen Vorgaben bei der Heizungserneuerung auch die Preisstabilität durch die Nutzung regionaler Holzhackschnitzel, freiwerdender Platz im Keller sowie eine klimafreundliche Wärmeversorgung.

«Rund 70 % des Energieverbrauchs in Haushalten gehen auf das Konto der Raumwärme. Der Ersatz alter sowie emissionsintensiver Heiztechnik durch ökologische Nahwärme ist daher ein wichtiger Beitrag zur Energiewende. Umso mehr freuen wir uns über die erfolgreiche Inbetriebnahme des Nahwärmenetzes in Neuenweg und die klimaneutrale Nutzung von lokalen Ressourcen.», sagt Daniel Weiß, Geschäftsführer der EWS Energie GmbH.

Hintergrund

Neuenweg ist für die Versorgung per Nahwärme gut geeignet. Durch die Höhenlage im Schwarzwald (720 m ü. NN) gibt es überdurchschnittliche Wärmebedarfe. Hinzu kommt, dass der umweltfreundliche Brennstoff Holz lokal und ohne nennenswerte Transportwege verfügbar ist. Durch die im Versorgungsgebiet aktuell oftmals noch fossile Wärmeerzeugung besteht außerdem großes CO2-Einsparungspotenzial. Die nicht optimale Wärmedichte im Versorgungsgebiet (vergleichsweise geringer Wärmebedarf je Trassenmeter) wurde durch die hohe Anschlussquote kompensiert.

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