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EWS bauen einen Windpark im Südschwarzwald

Ein Bericht von Heiner Fabry

Seit Mai 2016 bauen die EWS einen Windpark im Südschwarzwald. Bis Ende dieses Jahres sollen fünf Windenergieanlagen entstehen.

Die Elektrizitätswerke Schönau sind bislang bekannt als einer der größten unabhängigen Ökostrom- und Gasanbieter in Deutschland. Mit dem Windpark Rohrenkopf im baden-württembergischen Wiesental stoßen die EWS jetzt in größerem Umfang in den Markt der Stromerzeuger vor und setzen ihre Politik der ‹Energiewende von unten» und der Energieversorgung und -verteilung in Bürgerhand konsequent fort.

Windkraft mit Bürgerbeteiligung

Bereits bei der ersten Vorstellung der Planungen wurde auch ein mögliches Bürgerbeteiligungsmodell dargestellt. Das Modell sieht vor, dass Bürger aus der direkten Raumschaft des Windparks die Möglichkeit haben, über eine Bürgergesellschaft nach der Inbetriebnahme einzelne  Windenergieanlagen zu erwerben. Zudem kann sich jeder Bürger an der EWS-Genossenschaft direkt beteiligen und wird damit auch zum Miteigentümer des Windparks.

Baden-Württemberg setzt auf Wind

Die entscheidenden Weichstellungen für ein solches Projekt legte bereits 2011 die neue grün-roten Landesregierung in Baden-Württemberg. Mit ihr endete die aktive Windkraft-Verhinderungspolitik der vorherigen Regierung: Mit dem Windenergieerlass und dem zugehörigen neuen Landesplanungsgesetz 2012 wurden neue Rahmenbedingungen geschaffen. Es wurde festgelegt, dass der Windkraft „substantiell Raum“ zu geben ist und die Entscheidungshoheit über den Ausweis von Windkraft-Konzentrationsflächen primär den Kommunen zu übertragen ist.  

2012 wählte die Stadt Schopfheim die EWS als Projektierer für Windkraftanlagen auf ihrer Gemarkung. Um potenzielle Standorte bewerten zu können, haben die EWS in einem ersten Schritt Windmessungen im Umfeld der mit fast 1.170 m über NN höchsten Erhebung auf Schopfheimer Gemarkung – dem Rohrenkopf - durchgeführt. Die Messungen ergaben langzeitreferenziert eine mittlere Windgeschwindigkeit von über 6,5 Meter/Sekunde. Genügend Wind also, um hier einen Windpark erfolgreich zu betreiben.

Grüner Strom für 15.000 Haushalte

Auf dem Rohrenkopf soll ein Windpark mit fünf Windenergieanlagen vom Typ Enercon E-115 mit einer Nabenhöhe von jeweils 149 Metern entstehen, die zusammen einen jährlichen Stromertrag von rund 40 Millionen kWh liefern werden. Dies entspricht dem jährlichen Stromverbrauch von etwa 15.000 Haushalten. Überdies werden jährlich bis zu 23.000 Tonnen CO2 und bis zu 22 kg radioaktiver Abfall vermieden. Das Investitionsvolumen des Projekts beläuft sich auf rund 29 Millionen Euro.

Die Vorarbeit ist getan

Ein Windpark entsteht jedoch nicht von heute auf morgen. Es bedarf eines großen Planungsvorlaufs und die Genehmigung zur Errichtung unterliegt zahlreichen Auflagen, deren Erfüllung bereits im Vorfeld nachgewiesen werden müssen. Für die EWS bedeutete dies drei Jahre intensiver Arbeit, um die erforderlichen Gutachten zu erstellen und die Genehmigungsplanung abzuschließen: Gutachten zum Natur- und Artenschutz, zu möglichen Auswirkungen auf Boden, Biotope, Trinkwasserquellen, Flugverkehr und Richtfunk sowie auf das Landschaftsbild. Im November 2015 erteilte das Landratsamt Lörrach die erforderliche Baugenehmigung für den Windpark. Kurz darauf wurden zunächst die Flächen, auf denen später die Windräder stehen sollen, gerodet. Weitere Maßnahmen wurden wegen der Winterruhe von Tieren nicht unternommen.

Der offizielle Baubeginn war dann am 2. Mai 2016. Im derzeit laufenden Bauabschnitt werden nun die Aufstellflächen für die Windräder vorbereitet. Im nächsten Schritt werden die Fundamente für die Windräder gelegt. Parallel wird die Stromableitung vorbereitet, um später den erzeugten Strom 4,5 km talabwärts vom Windpark ins Stromnetz einspeisen zu können.

„Aufgrund der Topographie ist ein Windprojekt im Südschwarzwald eine besondere Herausforderung“

Tobias Tusch, Geschäftsführer der EWS Energie GmbH

Eine große Herausforderung stellt der Transport der Segmente für die Windräder zu den Baustellen dar. Die Beton- und Stahlsegmente sowie die Rotoren werden von Nord- und Mitteldeutschland per Schiff zum Rheinhafen Weil am Rhein transportiert. Dort werden sie auf Schwertransporter umgeladen. Die Rotorblätter werden mit sogenannten Selbstfahrern befördert, bei denen die Last vertikal hochgestellt werden kann, sodass die Fahrzeuge in der Lage sind, selbst enge Kurven und Haarnadelkurven im Bergland zu passieren. Für die Schwertransporter wurde vereinbart, dass die Transporte nur nachts durchgeführt werden, um die Behinderungen für die Anwohner möglichst gering zu halten.

 

Arbeiten am Fundament der ersten Windkraftanlage
Bauarbeiten am Fundament

«Aufgrund der Topographie des Südschwarzwalds ist ein Windprojekt im Südschwarzwald eine besondere Herausforderung. Die Anforderungen an Logistik, Errichtung und Stromabfuhr sind mit denen in anderen Regionen in Deutschland nicht vergleichbar. Zu zeigen, dass die Windenergie auch hier einen wichtigen Beitrag für Energiewende in Bürgerhand leisten kann, ist eine besondere Motivation», sagt Tobias Tusch, Geschäftsführer der EWS Energie GmbH.

Das eigentliche Aufstellen der Windräder wird ab August 2016 erfolgen. Da es sich dabei um eine spektakuläre Aktion handelt, wird dann mit großem Interesse der Bevölkerung gerechnet. Informationstafeln, Bewirtung und regelmäßige Führungen sind daher für die Besucher vorgesehen. Nach dem aktuellen Zeitplan werden alle fünf Windräder noch in diesem Jahr in Betrieb gehen.

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Weitere Informationen zum Windpark Rohrenkopf finden Sie im Bereich Wärme- und Stromerzeugung:

12. Juli 2016 | Energiewende-Magazin